Die Generation Z: anders – und doch gar nicht so anders

von Dr. Eva Kinast — Kategorie: Veränderung
Die Generation Z: anders – und doch gar nicht so anders Karriere

Vieles wird der Generation Z nachgesagt. Sie sei anspruchsvoll, freizeit- und spaßorientiert, ihr fehlten im Vergleich zu den Babyboomern, der Generation X und den Millennials Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermögen und Verbindlichkeit. Die Generation Z, damit sind die jungen Menschen gemeint, die gerade ihre Ausbildung oder ihr Studium beenden und nun auf den Arbeitsmarkt strömen. Digital Natives, die von Influencern und YouTube-Stars gelernt haben, dass sie alles sein können; die sich Struktur und feste Arbeitszeiten wünschen, eine klare Trennung von Privatem und Beruflichem, die aber auch genug Raum für spontane Ideen haben wollen und es nicht schlimm finden, jederzeit erreichbar zu sein; die freie Entfaltung einfordern, sich aber auch ihrer unsicheren Zukunft bewusst sind. Die Generation also, die in den kommenden Jahren den beruflichen Nachwuchs stellen wird – und die Sie gerade als Führungskraft einstellen, ins Team integrieren, mit der Sie zusammenarbeiten und die Sie führen sollen.

Aber stimmt das eigentlich alles, was über die Gen Z behauptet wird? Und was bedeutet das für Unternehmen?

Eine repräsentative Meinungsumfrage von Yougov, die der Autozulieferer Continental in Auftrag gegeben hat, zeigt, dass die neue Generation sich in dem, was ihr beruflich wichtig ist, weit weniger stark von den Vorgängergenerationen unterscheidet als oft angenommen.

  • 77 % der 16- bis 24-Jährigen sehen Arbeit als einen wichtigen Bestandteil ihres Lebens an.
    Bei den Altersgruppen der 25- bis 57-Jährigen (Generation X & Millennials) sowie der 58-
    bis 67-Jährigen (Babyboomer) liegt dieser Wert mit 80 % nur unwesentlich höher.
  • Für alle drei Altersgruppen steht „Geld verdienen“ als Arbeitsmotivation an erster Stelle –
    mit Abstand.
  • Knapp die Hälfte der Befragten – egal aus welcher Altersgruppe – finden mehr Lohn
    wichtiger als mehr bezahlte Urlaubstage.

Dass allein die Generation Z spezielle Anforderungen an Arbeit hat, ist also offenbar ein Mythos. Die Continental-Studie schlussfolgert vielmehr, dass sich die Anforderungen aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verändert hat – insbesondere der Wunsch nach einer flexiblen Arbeitsgestaltung. Gestützt wird das von einem weiteren Ergebnis der Umfrage: Demnach bevorzugt in jeder befragten Altersgruppe etwa ein Drittel das Arbeiten aus dem Homeoffice beziehungsweise hybrides Arbeiten. Die daraus resultierende Flexibilität ist den meisten wichtiger als eine überdurchschnittliche Bezahlung.

Treffen der Generationen: Schwierigkeiten & Chancen

In vielerlei Hinsicht unterscheiden sich die Generationen, die derzeit in den Unternehmen miteinander arbeiten, also gar nicht so sehr voneinander. Dennoch stellt die Generation Z – wie jede Generation vor ihr – die Arbeitswelt vor neue Herausforderungen. Wie schon Aristoteles über den Verfall der Jugend klagte, fragen sich auch heute Vertreter der älteren Generationen, wer denn bitte die ganze Arbeit machen soll, wenn die Jungen die Vier-Tage-Woche einfordern, mobiles Arbeiten aus dem Ausland und alle paar Jahre ein Sabbatical wollen. Führungskräfte haben schlaflose Nächte angesichts der hohen Bereitschaft ihrer Nachwuchskräfte, den Arbeitgeber zu wechseln, sobald der Job mal eine Weile keinen Spaß macht, HR und Controlling rechnen schweißgebadet die Fluktuationskosten durch. Hinzu kommen Ängste der älteren Arbeitnehmer, dass sie technisch abgehängt werden, dass ihre eigenen Kompetenzen (und Werte) in den Hintergrund treten könnten, wenn die Jungen mit ihrer digitalen Magie loslegen.

Aber das Drängen der Generation Z auf den Arbeitsmarkt birgt auch Chancen. Denn die Studie zeigt, dass ihre Wünsche nicht viel anders sind als die früherer Generationen. Sie befinden sich aufgrund des Arbeitnehmermangels nur in der luxuriösen Situation, dass ihre Wünsche berücksichtigt werden müssen. Und davon können auch alle anderen profitieren: Vielleicht werden die jungen Leute damit in der Ära digitaler Transformation und sich wandelnder Märkte zu  Wegbereitern einer flexibleren Arbeitswelt, die mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten für alle lässt. Oder wie eine Leserin unter einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zur Generation Z kommentierte: „Was spricht dagegen, auf eine gesunde Work-Life-Balance zu achten? Die jungen Menschen werden mehr als 40 Jahre arbeiten müssen, da ist es klug, beizeiten auf sich zu achten. Ebenso klug ist es, eigene Vorstellungen zu äußern. Wir Älteren sind vielleicht nur neidisch: Ja, die Wirtschaftslage war oft anders. Aber diese ganze Aufopferung für den Betrieb, und niemand hat es gedankt. Wie viel Bitternis, Burnout und verpasstes Familienleben (um nur einiges zu nennen) hat das gekostet.“

Was Sie als Führungskraft im Umgang mit der Generation Z wissen müssen und wie sich die Kompetenzen von Generation X und Generation Z erfolgreich verbinden lassen, lesen Sie ab dem 02. Oktober 2023 hier.

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