Zeitmanagement: Zwei Bücher, zwei lesenswerte Ansätze

von Dr. Eva Kinast — Kategorie: Zeitmanagement
Zeitmanagement: Zwei Bücher, zwei lesenswerte Ansätze Bücher

Ich möchte Ihnen heute zwei Bücher zum Thema Zeitmanagement vorstellen. In „4000 Wochen: Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement“ zerstört Oliver Burkemann auf humorvolle und geistreiche Weise die Illusion, wir könnten die Zeit beherrschen. In „Anleitung zur Selbstüberlistung: Machen Sie Ihr Leben zu einem Spiel, in dem Sie stets gewinnen“ schildert Prof. Christian Rieck anschaulich, wie wir Dinge, die wir schaffen wollen oder müssen, mit mehr Spaß umsetzen – indem wir uns Erkenntnisse der Spieltheorie zunutze machen.

Beide Bücher nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Richtungen – kommen jedoch am Ende zu dem Schluss, dass sich Zeit nicht managen lässt. Sie appellieren stattdessen an uns, die Begrenztheit der Zeit zu akzeptieren – und gerade deswegen mit Humor, Spaß und Lust am Leben und Arbeiten die eigenen Herzensangelegenheiten umzusetzen.

Radikale Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens statt Zeitmanagement

Führungskräfte nutzen jede Minute: Vor dem Mitarbeitergespräch noch ein flüchtiger Blick auf den Posteingang, rasch die wichtigsten Mails abarbeiten, ein Zoom-Meeting mit dem Kunden zwischen zwei Besprechungen – Zeit ist schließlich Geld! Und wenn man seine Zeit nur effizient genug nutzt, kommt irgendwann die nötige Ruhe, um endlich fokussiert am eigentlich Projekt weiterarbeiten zu können. Oder? Kommt sie tatsächlich, diese Ruhe? Nein, sagt Oliver Burkemann. In seinem Bestseller „4000 Wochen“ demonstriert er eindrucksvoll, dass die Zeit für ungestörtes Arbeiten an einem Projekt eine Illusion ist – egal, wie produktiv, durchgetaktet und effizient wir sind.

Als preisgekrönter Journalist, bekannt durch Beiträge für den Guardian und die New York Times, hat Burkemann selbst alle bekannten Zeitmanagement-Techniken ausprobiert und festgestellt: Je mehr er optimierte, desto größer wurde der Arbeitsberg. Daher rät er zu einem radikalen Perspektivwechsel: Akzeptieren, dass die Zeit begrenzt ist. 4.000 Wochen – das entspricht einer Lebensspanne von 80 Jahren – reichen nie aus, um alles zu schaffen. Sein Rat: Konzentrieren wir uns stattdessen auf das Wesentliche, auf bis zu drei Herzensprojekte, die wir wirklich bewältigen können. So gewinnen wir das Gefühl zurück, nicht nur getrieben zu sein, sondern selbstbestimmt über die eigene Zeit zu entscheiden.

Burkemann regt an, sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen und zeigt, wie ein solcher Perspektivwechsel zu Klarheit und Erleichterung führt. Das Eingeständnis, die Zeit nicht beherrschen zu können, befreit von dem Druck, alles erledigen zu müssen. Er betont, dass es sinnlos ist, Herzensangelegenheiten auf später zu verschieben, denn wer weiß schon, ob „später“ jemals kommen wird. Zeit kann man nicht sparen: Sie ist das Leben selbst – und damit vergänglich.

Oliver Burkemann, 4000 Wochen: Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement, Piper, ISBN: 978-3-492-05816-2, 300 Seiten 22,00 Euro

Die Anleitung zur Selbstüberlistung

Wie kann es sein, dass wir über zu wenig Zeit klagen, gleichzeitig unsere Zeit jedoch mit Dingen verschwenden, die völlig unwichtig oder sinnlos sind? Wir arbeiten die Prioritätenliste von unten nach oben ab, gießen lieber Blumen, statt uns endlich mit der Kundenbeschwerde auseinanderzusetzen. Andererseits kennt vermutlich jeder die unglaubliche Effizienz am letzten Tag vor dem Urlaub, wenn eine unverrückbare Deadline keine Ablenkungen mehr zulässt. Weder vom inneren Perfektionisten, der meint, die Präsentation müsse noch schöner werden, noch durch ein „Pling“ auf Social Media. Diese produktiven Deadlines können wir auch bei anderen Projekten anwenden, um uns selbst auszutricksen, sagt Prof. Christian Rieck in seiner „Anleitung zur Selbstüberlistung“. Der Wirtschaftsprofessor und Experte für Spieltheorie zeigt auf, warum z. B. Computerspiele eine solche Sogwirkung ausüben, dass wir das Verrinnen der Stunden, in denen wir uns von Level zu Level steigern, kaum bemerken, während der volle Schreibtisch uns bis zur Untätigkeit lähmt. Er legt dar, wie die Mechanismen hinter Spielen uns helfen können, Spaß an der Arbeit zu finden und die Angst vor dem Scheitern zu überwinden. Rieck zeigt, dass Aufschieben durchaus Vorteile bergen kann, wenn wir lernen, uns selbst zu überlisten und unsere inneren Widerstände für unsere Ziele zu nutzen.

Christian Rieck,  Anleitung zur Selbstüberlistung. Machen Sie Ihr Leben zu einem Spiel, in dem Sie stets selbst gewinnen, ISBN 978-3-96905-240-2, 364 Seiten 22,00 Euro

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