Wie ist Ihr Chef? Und wie sind Sie als Führungskraft?

von Dr. Eva Kinast — Kategorie: Führung
Wie ist Ihr Chef Und wie sind Sie als Führungskraft - Führungsstil, Karriere

Unterschiedliche Vorgesetzte haben unterschiedliches Führungsverhalten. Und damit es richtig kompliziert wird: Die Geführten reagieren auch noch unterschiedlich auf Vorgesetzte, da Führungsverhalten unterschiedlich wahrgenommen wird. Hier ein kleiner Überblick zum Thema Führungsstile.

Der (individuelle) Führungsstil dient zur Gestaltung der Führungsbeziehung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter. Daraus ergeben sich vier Hauptfelder:

  • Grundeinstellung – also geistige Haltung und Persönlichkeit
  • Situationsunabhängig, durchgängig und dauerhaft
  • Dyadischer Prozess, sprich dem Austausch mit Mitarbeitern
  • Willensbildung und –durchsetzung, d.h. Kontrolle, Information und Kommunikation

Führungsstile werden in klassische Führungsansätzen und neuere Führungsstile eingeteilt. Zu den klassischen Führungsstilen zählen:

Der Eigenschaftsansatz

Im Zentrum des Eigenschaftsansatzes steht die Führungskraft und damit die Persönlichkeit des Führers. In ihrer Person liegt die Ursache sowohl für ihren persönlichen Erfolg als auch für den Erfolg der Organisation, für die sie arbeitet. Der Erfolg ist dabei als Ergebnis speziell angeborener charakteristischer Eigenschaften der Führungskraft zu sehen.

Der Verhaltensansatz

Der Verhaltensansatz geht weiter als der Eigenschaftsansatz, denn er nimmt das Verhalten der Führungskraft als einen wichtigen direkten Einflussfaktor auf den Führungserfolg wahr. Gesucht wird bei diesem Ansatz nach dem idealen Führungsstil, der in den Führungserfolg mündet.

Der situative Ansatz

Die situativen Ansätze versuchen einen optimalen Führungsstil zu finden, der unter spezifischen Bedingungen und in bestimmten Situationen den maximal möglichen Führungserfolg sichert. Dies setzt voraus, dass die Führungskraft den für die jeweilige Situation passenden Führungsstil übernimmt.

Neuere Führungsstile

Zu den neueren Führungsstilen zählen:

  • Der integrative Führungsansatz
  • Der charismatische Führungsansatz
  • Der transformationale Führungsansatz
  • Der kooperative Führungsansatz
  • Führung als Motivationsprozess
  • Der systemische Führungsansatz

Was unterscheide diese Führungsstile von den klassischen Methoden? In neueren Ansätzen der Führungsstilforschung wird Führung mehr als Interaktion begriffen und der wechselseitige Einfluss betont. Dadurch wird die dominante Rolle des Führers relativiert. Führer und Geführter werden nun als handelnde, strategische Akteure wahrgenommen, die ihren Interessen entsprechend Ziele verfolgen. Auch die Führungswelt wird anders dargestellt. Sie wird als komplex, dynamisch und mehrdeutig gesehen.

Entsprechend komplex sind auch die neueren Führungsstile in der Praxis. Ein Beispiel:

Der charismatische Führungsansatz.

In Bezug auf die Frage, wie sich charismatisches von nicht charismatischem Führungsverhalten unterscheidet, liegen zahlreiche Auflistungen charakteristischer Verhaltensweisen und ihre Wirkungen auf die Geführten vor. Gemeinsam ist den charismatischen Führungsansätzen, dass sie Verhalten nicht unabhängig betrachten, sondern in der Regel mit der Wahrnehmung durch den Geführten verknüpfen und damit gleichzeitig Wirkungsmechanismen beschreiben. Die Wirkung auf die Mitarbeiter wird als vielseitig dargestellt.

So sollen Produktivität und Leistung aufgrund des hohen Anspruchsniveaus und der herausfordernden Ziele steigen. In diesem Zusammenhang wird eine Steigerung der Motivation erwartet, die zusätzliche Potenziale freisetzt. Schließlich steigen aufgrund der zunehmenden Identifikation der Geführten mit attraktiven Zielen und der Förderung durch die Führungskraft das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter.

Prinzipiell lässt sich festhalten, dass charismatische Führungskräfte überzeugend und vor allem mitreißend den Geführten vorleben, für was es sich lohnt, zu leben und zu arbeiten. Somit werden die Geführten dazu animiert, den Führungskräften nachzueifern, was wiederum neue Motive und herausfordernde Ziele in den Geführten weckt und damit zum Führungserfolg führt.

Am charismatischen Führungsstil gibt es natürlich auch Kritik – wie im übrigen bei allen Führungsstilen. DEN Führungsstil gibt es eben nicht, es kommt immer auf den Führer und die Geführten an, wohin die Reise geht.

Die Kritik am charismatischen Führungsstil lautet:

  • Charismatische Führung ist nicht planbar, da die Geführten bestimmen, wen sie als charismatische Führungsperson ansehen. Die blasse und stille Buchhalternatur wird sich dafür eher nicht eignen.
  • Nur eine begrenzte Anzahl von Führungskräften kann charismatisch führen. Deshalb ist charismatische Führung als genereller Führungsstil in einer Organisation nicht realisierbar.
  • Charismatische Führung verliert über längere Zeit hinweg an Wirkung und ist stark erfolgsabhängig.

Häufig sind auch Kombinationen aus mehreren Führungsstilen sichtbar. Unterschiedliche Führungsstile zeigen unterschiedliche Wirkungen. Wichtig: Eine Führungsperson kann ihren Führungsstil nicht frei wählen, sondern hat sich an den Erwartungen der Mitarbeiter, der Kollegen, eigenen Vorgesetzten, der Organisationskultur und der Umwelt zu orientieren.

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