Die moderne Arbeitswelt verlangt uns viel ab: Oft führen hohe Belastung und Leistungsdruck über einen langen Zeitraum in die chronische Erschöpfung. Burnout-Prävention gehört daher zur Fürsorgepflicht eines Unternehmens gegenüber seinen Mitarbeiter. Und auch Sie als Führungskraft müssen sich vor dauerhafter Überforderung schützen. Lesen Sie hier, mit welchen Maßnahmen Sie in der VUCA-Welt in Balance bleiben.
Burnout-Prävention: Warum sie heute so wichtig ist
Auch wenn „Burnout“ bis heute aus Sicht der Krankenkassen keine eigenständige medizinische Diagnose darstellt: Beinahe jeder kennt jemanden, der an diesem Syndrom leidet – oder ist sogar selbst betroffen. Der Begriff bietet ein starkes sprachliches Bild für einen Zustand großer körperlicher, geistiger oder emotionaler Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich innerlich ausgebrannt. Oft wird dieser Zustand auf eine anhaltende Überforderung im Beruf zurückgeführt. Tatsächlich sind die Ursachen für einen Burnout jedoch vielfältiger und müssen nicht zwangsläufig allein im Beruflichen liegen. Zu viel Stress, zu wenige Handlungsspielräume, ein fehlendes Gefühl für die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns oder mangelnde Anerkennung können auch im Familienleben oder in anderen persönlichen Kontexten zu Dauererschöpfung führen.
Die heutige VUCA-Welt produziert mit ihrer Schnelllebigkeit und ihrem hohen Grad an Volatilität zahlreiche Stressquellen. Daher ist es für Unternehmen und Führungskräfte besonders wichtig, das Thema Burnout im Blick zu behalten. Kennen Sie die Grenze zwischen Herausforderung und Überlastung – Ihre eigene und die Ihrer Mitarbeiter? Gewähren oder empfinden Sie genug Zeit für Pausen? Genug Freiräume für selbstbestimmtes Handeln? Genug Wertschätzung? Woran erkennen Sie, ob Sie selbst oder einer Ihrer Mitarbeiter auf dem besten Weg in einen Burnout sind?
Checkliste: So erkennen Sie die Anzeichen eines Burnouts
Ein Burnout trifft Sie nicht über Nacht: Er ist vielmehr das Ergebnis eines schleichenden Prozesses. Die ersten Anzeichen zeigen sich häufig zunächst im Privatleben, meist in unbewussten Versuchen, den Stress zu kompensieren. Das kann in Form von erhöhtem Alkoholkonsum oder anderer Entspannung versprechender Substanzen sein. Aber auch der Rückzug aus sozialen Aktivitäten oder ein zunehmend fehlendes Interesse an eigentlich lieb gewonnenen Freizeitbeschäftigungen können Anzeichen für eine chronische Erschöpfung sein.
Da es bisher keine klare, medizinisch anerkannte Definition des Burnout-Syndroms gibt, existiert auch keine eindeutige Symptomatik, die eine Erkrankung sicher diagnostizieren ließe. Trotzdem gibt es eine Reihe von Warnsignalen, die als Anzeichen für einen Burnout gelten.
- Sie verspüren jeden Morgen oder bereits am Vorabend einen starken Widerwillen, zur Arbeit zu gehen
- Sie plagen Versagensängste
- Gefühle von Wut oder Ärger nehmen zu
- Sie leiden unter Schuldgefühlen, weil Sie nicht schaffen, was Sie sich vornehmen
- Sie verspüren Entmutigung oder Resignation
- Sie leiden unter Konzentrationsstörungen
- Ihre Produktivität und Effizienz gehen stark zurück
- Sie verschieben oder „vergessen“ immer häufiger Termine
- Ihre Stimmung schwankt oft
- Sie ziehen sich von Ihren Mitmenschen zurück
- Sie verfallen in Zynismus und unangebrachten schwarzen Humor
- Sie empfinden zunehmend Misstrauen gegenüber anderen Menschen
- Sie verlieren Ihre Empathiefähigkeit
- Sie fühlen sich chronisch müde und erschöpft
- Sie schlafen schlecht
- Sie neigen verstärkt zu Infektions-Erkrankungen wie Erkältungen
- Sie klagen oft über Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden
- Ihr Herz rast und Ihr Puls ist häufig erhöht
Manche Menschen verfallen auf ihrem Weg in den Burnout auch zunächst in hyperaktives Bemühen um ihre Aufgaben und arbeiten praktisch pausenlos. Sie ignorieren ihre Bedürfnisse, verzichten auf Urlaub oder Erholung und machen ihre Arbeit zu ihrem einzigen Lebensinhalt. Sie werten andere ab, die nicht mit dem selben übertriebenen Einsatz ihre Aufgaben verrichten, um ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen.
Beobachten Sie einige der oben genannten Symptome an sich selbst oder an einem Ihrer Mitarbeiter, werden Sie hellhörig!
Damit es jedoch gar nicht erst soweit kommt, nehmen Sie das Thema „Burnout-Prävention“ im Unternehmen und am Arbeitsplatz sehr ernst. Ein Betriebsklima, das von Leistungsdruck und einem rauen Umgangston geprägt ist, in dem Doppelschichten und permanente Erreichbarkeit die Regel sind und in dem wenig Raum für die persönliche Entwicklung bleibt, ist eine dauerhafte Überlastung vorprogrammiert. Ein Burnout kann Führungskräfte genauso treffen wie ihre Mitarbeiter. Eine gezielte Burnout-Prävention durch den Arbeitgeber sollte daher für Arbeitsbedingungen sorgen, unter denen die Grenze zwischen Herausforderung und Überforderung gewahrt bleibt.
Burnout-Prävention: Diese sechs Maßnahmen schützen Sie vor Überlastung
Setzen Sie Prioritäten
Der Tag ist vorbei – und Sie haben immer noch eine lange Liste von unerledigten Aufgaben, die Sie sich eigentlich für heute vorgenommen hatten? Die Antwort lautet nicht „Nachtschicht“, sondern „weniger vornehmen“. Reduzieren Sie Ihre täglichen Aufgaben auf ein realistisches Maß und planen Sie ausreichend Zeitpuffer für unvorhergesehene Dinge ein. Setzen Sie klare Prioritäten, indem Sie Ihre Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit ordnen. Und planen Sie Ihren Tag so, dass Sie tatsächlich eine Chance haben, die Aufgaben zu bewältigen. Ein gutes Zeitmanagement ist einer der Schlüssel zu einer wirksamen Burnout-Vorbeugung.
Nehmen Sie den Druck raus
Längere Arbeitspausen, weniger Wochenstunden, ein Wechsel in die Teilzeit oder, wenn gar nichts mehr geht, ein Stellenwechsel – all diese Maßnahmen können helfen, einen drohenden Burnout abzuwenden. Wenn Sie spüren, dass Ihnen die Dinge über den Kopf wachsen, nehmen Sie den Druck raus und steuern Sie gezielt gegen, indem Sie in Ihrem Arbeitsumfeld Stress reduzieren.
Sorgen Sie gut für sich
Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Mahlzeiten in Ruhe, ausreichend Schlaf und Bewegung sind die Schlüssel für einen gesunden Körper und einen wachen Geist. Sorgen Sie gut für sich und räumen Sie dafür genug Zeit ein. So halten Sie sich fit für die Belastungen des Alltags und versorgen sich mit der nötigen Energie für anspruchsvolle Aufgaben.
Sagen Sie öfter mal „Nein“
Setzen Sie rechtzeitig Grenzen, um sich vor Überforderung zu schützen und einem Burnout entgegen zu wirken. Sagen Sie „Nein“, wenn Sie mit unrealistischen Anforderungen konfrontiert werden – und haben Sie kein schlechtes Gewissen deswegen! Lassen Sie sich nicht von anderen vereinnahmen und wehren Sie sich gegen zu hohe Erwartungen. Hinterfragen Sie aber auch sich selbst: Neigen Sie zu Perfektionismus? Setzen Sie sich durch übersteigerte Ansprüche an Ihre eigene Leistungsfähigkeit unter Druck? Lernen Sie, auch sich selbst Grenzen zu setzen, um nicht in die Burnout-Falle zu tappen.
Nehmen Sie sich Zeit
Sorgen Sie bewusst – und regelmäßig! – für vollständig unverplante Zeiten in Ihrem Kalender. Ein Tag in der Woche sollte frei von beruflichen oder privaten Verpflichtungen sein und ganz Ihnen gehören.
Entspannen Sie sich gezielt
Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training gelten als sehr wirksame Methoden der Burnout-Prävention. Probieren Sie, ob etwas davon für Sie gut funktioniert. Informieren Sie sich auch bei Ihrer Krankenkasse: Viele Kassen fördern diese Art der gezielten Entspannung im Rahmen eines Burnout-Präventionsprogramms und können Ihnen Anbieter entsprechender Kurse nennen.